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Das Leben ist jetzt!

Zuerst einmal ganz herzlichen Dank für all die lieben Worte zu meinem letzten Blogpost. Dazu muss ich dir jetzt grad kurz was sagen. Ich habe den Blog geschrieben, überarbeitet und abgeschickt. Kaum war er weg kamen Zweifel in mir auf! “Jetzt habe ich die armen Menschen da draussen einfach mit meinem Zeug zugemüllt! Das war ja kein Mehrwert, was bringt es ihnen, wenn ich all das erzähle!” Und so weiter.

Ok, ich kann solche Gedanken unterdessen schnell loslassen, aber es ist doch immer wieder ein “aus der Komfortzone raustreten”, gell.” Ich habe mich auch an meine Anfangszeit erinnert, als ich Blog geschrieben habe. Kannst du dir das vorstellen? Ich habe sicher 3-6 Monate Blog geschrieben, ohne jemandem etwas davon zu erzählen. Ich wollte einfach schreiben, ob das jemand liest oder interessiert, war mir nicht wichtig. Meine “Community” ist erst nach und nach entstanden, als ich mich zuerst getraut habe, den Link zum Blog auf Weihnachtskarten zu schreiben und ihn später auf Facebook und noch später auf Instagram geteilt habe.

Obwohl ich auch heute noch nicht Blog schreibe, weil ich damit irgendetwas erreichen möchte, haben mir die vielen Nachrichten super gut getan. Zu hören, dass meine Worte etwas ausgelöst haben, dass man sich einige auf die Fortsetzung freut und sich angesprochen/verstanden gefühlt hat, hat die letzten Zweifel in den Wind geschlagen. Ich danke euch von HERZEN!

UND, so viel zum Thema “Corina, du trittst immer so selbstsicher auf!” Vergiss es! Vielleicht sieht das nach aussen so aus, aber ich habe definitiv auch meine Themen und Ängste.

Auf die Absage kam die Zusage

Also, ich habe mich im April 2022 auf das Stellenangebot “Patientenbegleitung” von der Rehaklinik bei uns in der Gegend beworben, dann aber eine Absage bekommen, weil man bereits jemand eingestellt hatte. “Oh wie schade”, dachte ich mir. Das hätte ich so gerne gemacht. So etwas in dem Stil habe ich dann auch zurückgeschrieben und plötzlich bekam ich eine Email, dass man mir noch die Abend- und Wochenenddienste anbieten könnte. “Uff”, dache ich mir, “ausgerechnet die Abend- und Wochenenddienste.”

Durch meine Erschöpfung bin ich heutzutage am Abend noch müder als früher und die Wochenenden… Die verbringe ich am liebsten mit meiner Familie im Wald oder auf der Alp. Meine “Männer” (Mann & Sohn) arbeiten Mo.-Fr. von 7-17 Uhr. Dann hätten wir uns ja immer verpasst. Das sagte ich der zuständigen Person auch und sie meinte nur “Sie können auch nur 2x pro Woche den Spätdienst und einen Wochenenddienst übernehmen. Und jetzt? Sie meinte nur “kommen Sie doch mal einen Tag schnuppern!” Und das habe ich im Mai auch gemacht. 

Was soll ich sagen? Der Tag war super streng… man stellt sich auch diese Arbeit etwas zu romantisch/gemütlich vor, ABER ich habe es sofort GELIEBT. Was für eine sinnvolle Arbeit!

Let’s do this!

Ich konnte und wollte gar nicht nein sagen. Es war genau das, was ich mir immer erträumt hatte. Zwar arbeite ich auch jetzt nicht als Pflegefachfrau (wie ich es mir in meiner Jugend erträumt hatte), aber ich darf Menschen auf eine Art und Weise unterstützen, die für mich heute wahrscheinlich noch viel idealer ist. Und man hat mich unterdessen schon ein paar mal gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die SRK Ausbildung zur Pflegehelferin zu machen. 

Ich kann dir nicht beschreiben, wie sich DAS für mich angefühlt hat. Etwas gaaaaanz tief in mir drinnen hat “ja, ja, ja” geschrien. Aber ich bin nicht mehr 20-ig und ich habe unterdessen für mich herausgefunden, so sehr es mich reizen würde, diese Ausbildung zu machen, ich bin heute genau da, wo ich sein soll. Der Job als Patientenbegleiterin fühlt sich einfach so richtig an! Ja, ich erzähle dir gleich auch noch, was ich als Patientenbegleiterin mache, aber vor allem, was diese Arbeit in mir auslöst!

Danke Universum, dass du mir diese Arbeit geschickt hast! 

In deinem Leben geht es um dich!

Die Arbeit einer Patientenbegleiterin ist sehr vielseitig und das liebe ich sehr. Einen all zu grossen Einblick kann ich dir wegen der Schweigepflicht nicht geben, aber natürlich kann ich dir sagen, was meine Arbeite umfasst. In erster Linie hole ich Patientinnen und Patienten in Ihrem Zimmer ab und begleite Sie zu den verschiedenen Therapien, in den Speisesaal, gehe ein paar Schritte mit Ihnen laufen. Ich zeige, bei Neueintritt, das Zimmer, das Haus, erkläre was wo ist und packe, wenn gewünscht die Koffer aus, bzw. auch wieder ein, vor der Abreise.

Ich begleite vor allem Patientinnen und Patienten, die unsicher auf den Beinen sind und/oder vor allem am Anfang Mühe haben, sich in der Klinik zurecht zu finden. Wo immer möglich, unterstütze ich das Pflegepersonal in verschiedenen Bereichen. All zu viel ist da (leider) nicht möglich, weil ich keine Ausbildung in der Pflege habe, aber es sind die kleinen Sachen, die ja auch gemacht werden müssen und dich ich ihnen gerne abnehme. Und so sause ich Treppe rauf, Treppe runter, stundenlang durch’s Haus und bin einfach glücklich dabei.

Auch wenn es meistens wirklich streng ist, es ist so eine dankbare Arbeit. Du bist einfach für die Menschen da UND, was ich so wunderschön finde, du kannst Ihnen mit ganz kleinen Sachen – einem lieben Wort, einer kleinen Geste oder deinem Lachen (ok im Moment hinter der Maske etwas schwierig) – eine Freude bereiten und den Alltag erleichtern. Sie sind so dankbar! 

Und gell, als Patientenbegleitung hast du auch mal Zeit (vor allem in der Spätschicht), jemandem zuzuhören, der/die halt einfach mal reden möchte. Gerade beim Koffer auspacken, da kommt man schnell mal ins Gespräch und wenn ich etwas kann, dann ist es zuhören. Ja, meine Empathie und meine Sensibilität kommen mir bei dieser Arbeit natürlich sehr entgegen. 

Ich spüre schnell, was ein Mensch von mir braucht. Eher das Schweigen oder das Zuhören, ein paar liebe Worte oder auch eher Ruhe und vielleicht sogar etwas Distanz. Die Menschen sind so unterschiedlich und ich bin so froh, dass ich wohl wirklich spüre, wer was von mir braucht. 

Lebe dein Leben!

Du kannst dir NICHT vorstellen, WIE oft ich in den letzten Wochen, auf verschiedene Arten, die Botschaft/das Zeichen „LEBE dein Leben… JETZT!“ erhalten habe. Einerseits, wenn ich Menschen in meinem Alter sehe, die schwer, zum Teil unheilbar krank sind. Es ist nicht so, dass mir das bin an hin nicht bewusst gewesen wäre, dass es das gibt. Ich habe genug Fälle in meinem Umfeld und auch meine Mama ist mit 46 Jahren an Krebs erkrankt und mit 54 Jahren daran gestorben. Klar war mir das schon immer. Trotzdem, gerade nach meiner Erschöpfung und den gesundheitlichen Problemen, die ich seit Jahren habe, macht es viel mit mir, mit diesen Menschen zu arbeiten. 

Andererseits haben mir viele (gerade ältere) Patientinnen und Patienten, in den letzten gut 2 Monaten, Ihre Lebensgeschichte, sprich mir davon erzählt, WIE sehr Sie sich ein Leben lang aufgeopfert und soooo viel gearbeitet haben. Wie Sie immer für alle anderen anstatt für sich selber geschaut haben. Wie Sie sich im Job aufgeopfert, viel gegeben und (fast) nichts zurückbekommen haben. Wie sehr Sie es bereuen, dass Sie IHR Leben mehr GELEBT haben. Diese Geschichten sind oft von Tränen begleitet, von Verzweiflung, Bedauern und auch Reue. 

Diese Geschichten sind sehr eindrücklich, gerade wenn man die letzten 20 Jahre ähnlich unterwegs war und wenn man die Warnsignale des Körpers auch schon öfter gehört und ja… nicht wirklich ernst genommen hat. Einige haben mich schon am Arm gepackt und mir ins Gewissen geredet (ohne dass Sie meine Geschichte kennen) „machen Sie das nicht, Frau Hemmi! LEBEN Sie Ihr Leben. Arbeiten Sie, aber opfern Sie sich NICHT für das Wohl der ganzen Welt! Schauen Sie gut zu sich selber! Stellen Sie IHR Wohl in den Vordergrund! Schuften Sie nicht, bis sie, wie ich, krank werden und plötzlich sehen, dass Sie das Leben der anderen gelebt haben! Niemand wir ihnen danke dafür sagen!“

Ja, solche Worte, wenn man sie von den Patientinnen und Patienten hört, gerade wenn sie einen Grossteil des Lebens bereits hinter sich haben, das „fährt ein!“

Schritte in die richtige Richtung

Ich bin ein SEHR reflektierter Mensch, und genau solche Gedanken haben mich um meinen 40sten Geburtstag herum ziemlich beschäftigt. Mit 40ig habe ich realisiert, dass die 10 Jahre von 30 bis 40 einfach an mir vorbei gezogen sind. Dass ich nur geschuftet habe, gerannt bin, sichergestellt habe, dass es allen um mich herum gut geht (zu Hause, aber auch im Job) und dass ich dabei vergessen habe zu LEBEN. 

Ich weiss, ich bin nicht die Einzige. Es geht so vielen aus unserer Generation genau gleich wie mir. Der älteren Generation so wieso, gell! Man hat einen Job, Familie, ist vielleicht (wie ich) ein „People Pleaser“ und Perfektionist…

Ich habe damals mit 40 entschieden, dass sich etwas verändern muss, denn ich wollte mit 50 nicht wieder realisieren, dass ich nicht gelebt habe. Ich habe vieles verändert, mich aus einigem befreit, ABER ich habe es auch geschafft, WIEDER auszubrennen, zu viel zu machen, zu viel zu geben, mich selber zu verlieren. In der Freude, in der Leidenschaft, aber auch in meinen alten Themen „viel leisten zu müssen um gut genug zu sein“ oder „zu jeder Zeit für alle da sein zu müssen, sonst verliere ich Kundinnen/Kunden“ und dem grossen Wunsch geliebt zu werden. 

Es rüttelt auf

Und nun, von all diesen wundervollen (vor allem) älteren Menschen immer und immer wieder eindringlich die gleiche Botschaft zu bekommen, das wühlt auf, das macht so viel mit mir, das rüttelt wach! Nein, so möchte ich nicht enden. Ihre Botschaft kommt an, ich nehme sie mir sehr zu Herzen und es ist in MEINER VERANTWORTUNG, dass ICH das NIE sagen muss „hätte ich doch mehr auf mich geachtet! Hätte ich mir doch weniger Druck gemacht und mehr gelebt! Hätte ich doch besser auf mich und meine Gesundheit geachtet, anstatt es immer allen anderen recht machen zu wollen!“

Ja, ich bin meinem Schicksal/dem Universum so dankbar, dass ich, durch die Arbeit, die ich liebe, gleichzeitig so viel Zeichen/Botschaften bekomme, nun WIRKLICH damit zu beginnen, mein Leben zu leben. Das Leben ist JETZT!

Es ist NIE zu spät, dein Leben zu verändern!

Den ganzen Druck, den wir uns meistens selber machen, den dürfen wir loslassen. Immer zuerst zu schauen, dass es allen anderen gut geht, bzw. dass es für alle anderen stimmt, das dürfen wir verändern. Der gesunde Egoismus ist so wichtig. Wichtig finde ich hinzuschauen, warum machen wir das? Suchen wir, wie ich, die Liebe, weil wir uns selber nicht genügen? Oder ist es die Anerkennung? Weil wir uns selber nicht anerkennen? Es ist so spannend herauszufinden, woher unsere Muster kommen. Oder was wir (meist unbewusst) im Aussen suchen/bekommen/erreichen möchten.

Ich fahre am Abend, nach der Arbeit, nach Hause, mit sooooo viel Dankbarkeit im Herzen, weil ich gesund sein und nach Hause fahren darf. Dass ich möglichst gesund bleibe, das habe ich in der Hand, ich bin noch jung genug, ich HABE die Chance JETZT noch etwas zu ändern. Wir wissen ja alle nicht, egal ob alt oder jung, wie lange wir noch zu leben haben. Aber ich hoffe, dass ich noch ganz viele Jahre vor mir habe. Es ist NIE zu spät JETZT meine alten Verhaltensmuster zu ändern. Es ist NIE zu spät einsichtig zu werden. Wir, wenn wir einigermassen gesund sind, können jetzt noch AKTIV dazu beitragen, gesund zu bleiben, das Leben zu leben. Sprich zu schauen, dass wir uns und unserem Körper genug Auszeiten gönnen. Dass wir unsere Seele nähren und das Leben geniessen. Dass wir nicht vor lauter uns oder andern etwas beweisen zu müssen, vergessen zu leben. 

Wie oft haben wir schon mitbekommen, dass Menschen pensioniert werden und „am nächsten Tag“ schwer krank werden oder tot umfallen!? So oft sind das Menschen, die sich ein Leben lang für den Job, die Familie und was weiss ich nicht was, aufgeopfert haben und sich auf die Pension gefreut haben mit den Worten „wenn ich dann pensioniert bin mache ich…!“ Nein, so soll die Geschichte nicht enden!

Also das ist die eine Sache, die mich wirklich nachdenklich gemacht hat und die mich noch bewusster leben lässt. Ich habe letzte Woche mit einem Patienten darüber gesprochen. Zwar hat er nicht mehr so viel Zeit in diesem Leben und ja, er bereut viel und diese Jahre kann ich Ihm leider nicht zurückbringen. ABER mit seiner Geschichte hat er MIR etwas wichtiges mitgegeben. Ihm bringt es nichts, wenn ich aus seiner Geschichte etwas lerne und doch meinte er, sei es für Ihn wunderschön zu wissen, dass er mir mit seiner Geschichte hilft, achtsamer mit mir selber umzugehen. Irgendwie hat Ihn das in dem Moment auch richtig versöhnlich mit seiner Geschichte gestimmt.

Empathie und Abgrenzung - geht das?

Wie du dir vorstellen kannst, ist es für mich einerseits uuuuuuh schön, dass mir meine Empathie/Sensibilität, die ich so lange als belastend empfunden habe, in der Klinik hilft, auf die Patientinnen/Patienten einzugehen. Fast mein ganzes Leben lang, habe ich darunter eher gelitten als dass ich sie als Segen wahrgenommen habe. In meiner Arbeit in der Klinik (in meiner Praxis war das natürlich auch schon so), sehe ich nun auch die Vorteile, die sie mit sich bringt. ABER, und das kannst du dir bestimmt auch vorstellen, es ist nicht immer ganz einfach in einer Klinik zu arbeiten und so viele Schicksale und Menschen um mich zu haben, denen es nicht gut geht.

Ich habe mir das auch gut überlegt, ob diese Arbeit gut für mich ist. Ich WUSSTE, dass sie gut für mich ist, aber ich kenne mich gut genug und weiss, WIE sehr mir immer alles nahe geht.

Da oben in der Klinik bin ich eine der „Neuen“, niemand kannte mich vorher. Weder von Instagram, noch von Facebook. Weder das Personal, noch die Patientinnen und Patienten. Ich bin da ganz frisch hinzugekommen und ich habe sehr bewusst gewählt – ja wir können jeden Tag wählen wie wir mit Situationen umgehen – dass ich meine Empathie und meine Sensibilität (bei den Patientinnen/Patienten) kann, dass ich meinen inneren Wunsch zu helfen (beim Personal) ausleben darf, dies aber seine Grenzen haben MUSS.

Ich habe mir vorgenommen, von Anfang an zu schauen, dass ich zwar helfen, unterstützen und mich einbringen, ABER ohne es zu übertreiben, da es mich sonst umhauen wird. Das klingt jetzt vielleicht etwas übertrieben, aber es ist so. Es ist sehr intensiv und wenn ich es so handeln würde, wie ich solche emotionalen Sachen bis jetzt gehandelt habe, wäre das mehr als ungesund!

Was ich damit meine? Bei den Patientinnen/Patienten ist es zwar schön, wenn ich emphatisch/sensibel auf sie zugehen, dass ich sie spüren, ihre Bedürfnisse wahrnehme (anders kann ich es eh nicht, das macht es automatisch – ich hoffe das klingt nicht angeberisch/arrogant!!!) kann, dass ich aber nicht alles was ich wahrnehme auch (auf meiner Schulter) mitnehmen darf. Und ich glaube, ich darf sagen, dass ich schon fast ein bisschen stolz auf mich bin, wie gut mir das gelingt. Es ist eine ganz neue Erfahrung für mich… und ein wundervolles “Übungsfeld.”

Ich gehe in ein Zimmer hinein, packe zum Beispiel den Koffer aus, der Patient liegt in dieser Zeit auf dem Bett und ruht sich ein bisschen aus. Plötzlich erzählt er mir davon, wie er ein Leben lang geschuftet hat, sich jahrelang für seinen Arbeitgeber aufgeopfert hat, wie ihm dann gekündigt wurde und er sich im „hohen“ Alter neu orientieren und WIEDER schuften musste. Wie er dann, zur Pension, krank geworden ist und nun hier bei uns liegt. Es ist emotional, da ist Wut, Frustration aber auch soooo viel Trauer, weil er realisiert, dass er nun nicht mehr jung , dafür krank ist und dass IHM vielleicht nicht mehr viel Zeit bleibt, doch noch etwas vom Leben zu geniessen. Das ist hammerhart und ja, es lehrt mich so viel

Ich bin da für den Patienten, höre ihm zu, drücke seinen Arm, gebe ihm etwas Wasser zum Trinken, rede beruhigend und verständnisvoll auf ihn ein, bis er wieder zur Ruhe gekommen ist. Ich sage ihm, dass es gut ist, dass er bei uns ist, dass man darauf bedacht ist, dass er wieder auf die Beine kommt. Ich gebe ihm den Rat, sich auch um seine Seele zu kümmern, zu schauen, dass er das Alte hinter sich lassen kann und so die Zeit, von der er hoffentlich noch einige Jahre hat, noch etwas geniessen zu können. Dann frage ich ihn, ob ich noch etwas für Ihn tun kann und wenn nicht, sage ich IHM, dass er sich nun noch etwas ausruhen soll, bis ich ihn für den nächsten Termin abholen komme. Dann gehe ich, tief berührt (weil er sich mir so geöffnet hat, aber vor allem auch weil so eine Geschichte betroffen macht und etwas in mir triggert) aus dem Zimmer raus und lasse die Geschichte im Zimmer. DENN im nächsten Zimmer wartet die nächste Patientin mit IHRER GESCHICHTE. 

Weisst du was ich meine? Es gelingt mir wirklich, weil ich es bewusst gewählt habe, die Geschichte im Zimmer zu lassen. Es bringt dem Patienten nichts, wenn ich SEINE Geschichte mit mir mitschleppe, ihr Gewicht auf meinen Schultern spüre und mich von seiner Trauer mitreissen lasse. Natürlich macht es mich traurig, aber es ist SEINE Geschichte, es ist seine Trauer.
Würde ich jede Geschichte zu meiner machen, sprich sie auf meinem Rücken mitnehmen würde, dann könnte ich diesen Job nicht machen. 

Auf dem Weg nach Hause, kommen die Geschichten meistens noch einmal hoch. Ich schaue sie mir kurz an, bin noch einmal traurig/berührt, aber dann, wenn ich zu Hause ankomme, lasse ich sie in der Garage los und betrete glücklich und dankbar die Wohnung. Ok, nach jedem Einsatz in der Klinik, träume ich in der darauf folgenden Nacht noch einmal davon, aber dann ist es abgeschlossen. Und ja, es macht halt etwas mit mir, aber durch den Traum wird vieles postwendend verarbeitet und gut ist.

Auch gelingt es mir erstaunlich gut, mich von „anhänglichen“ Patientinnen und Patienten abzugrenzen. Wobei das Wort „abgrenzen“ hier irgendwie falsch klingt. Es ist eher so, dass ich es doch recht gut schaffe, mich zwar auf sie einzulassen, es aber nicht zulasse, dass Sie mich total einvernehmen. Das ist auch recht neu für mich und es braucht etwas Kraft, aber ich habe auch richtig Freude daran, wie gut es mir gelingt.

Und so kann ich da oben in der Klinik wieder so viel über mich selber lernen, so viel Neues umsetzen und das macht mich noch zusätzlich glücklich und dankbar! 

Das sind die zwei wichtigsten Erkenntnisse, die ich hatte. Doch es hat noch VIEL mehr in mir ausgelöst. Was genau, teile ich in den nächsten Wochen mit dir.

Jetzt möchte ich noch ein paar Sachen zum Thema „selbständig (im Business) sein“ sagen. Wenn’s dich interessiert, cool Wenn nicht, scrolle nach unten.

Warum möchtest du selbständig sein?

Mir liegt dieses Thema sehr am Herzen, weil es eben ein so zweischneidiges Thema ist! Und weil ich in den letzten Jahren von sooo vielen, vor allem Frauen, darauf angesprochen wurde „Wie kann ich selbständig werden? Was soll ich denn anbieten?“

Wenn du dir das auch überlegst, dann frag dich einmal, WARUM möchte ich denn selbständig werden? Warum möchte ich auf keinen Fall angestellt sein?

Ich hatte nie den Plan, als Selbständige zu arbeiten. Ich habe einfach vor vielen Jahren die Ausbildung zur Yogalehrerin und danach die Ausbildung zur Kräuterfachfrau gemacht. Einfach so für mich selber, ohne Plan, ohne Absicht. Ich habe in vielen Bereichen (so wie mich das Leben geführt hat) meine Erfahrungen gemacht und irgendwann ist aus allem zusammen eine Leidenschaft und meine Selbständigkeit entstanden. 

Eine Selbständigkeit ensteht NICHT aus dem Wunsch heraus, nicht mehr angestellt zu sein. Eine Selbständigkeit entsteht (oftmals automatisch) aus einer Leidenschaft, bzw. aus dem Herzen heraus! Ich bin nicht selbständig, weil ich mich irgendwann dazu entschieden habe, selbständig zu werden. Ich bin meiner Leidenschaft für die Kräuter, das Kartenlegen und das Mystische gefolgt und irgendwann habe ich einfach so MIT Menschen gearbeitet.

Ich wollte mich, damals mit 40ig, endlich richtig entfalten, wollte meiner Sehnsucht, meinem Herzen und meiner Freude folgen (damals noch neben meiner Arbeit im Büro). Irgendwann war es eine logische Konsequenz, mich selbständig zu machen, sprich mich nur noch darauf zu konzentrieren. Und das ging auch nur, weil mein Mann auch arbeitet.

Wenn du also eine grosse Leidenschaft für etwas hast und voll darauf setzen möchtest, dann go for it. Wenn du aber da stehst und keinen Plan hast, womit du dich selbständig machen möchtest, dann ist die Zeit dafür vielleicht einfach (noch) nicht reif. Dann suchst du und dann geht es dir vielleicht wirklich „nur“ darum einem Bild/Lifestyle zu folgen, das du in den sozialen Medien gesehen hast. Das meine ich nicht böse.

Gerade in der heutigen Zeit finde ich es so wichtig, dass wir nicht das Gefühl bekommen, angestellt sein ist uncool. Ich MUSS irgendwas Grosses vom Zaun reissen und damit grossartig auf Instagram unterwegs sein, sonst bin ich langweilig! Du MUSST nicht selbständig sein um ein interessanter Mensch zu sein! Denn, wie gesagt, selbständig zu sein ist wundervoll, aber es ist auch viel Arbeit, es kostet viel Energie, Geduld, Geld, usw. Es ist nur halb so glamourös, wie es uns von so vielen auf Instagram präsentiert wird.

Ich muss sagen, ich schätze meine Arbeit in der Klinik so sehr. Dass ich am Morgen/Nachmittag da rein gehen, Abend wieder raus gehen und alles hinter mir lassen kann UND am Ende vom Monat kommt einfach Geld auf mein Konto. Ja klar, ich arbeite für mein Geld, und ja, ich LIEBE meine Arbeit! Ich weiss, das ist nicht selbstverständlich und viele sind in Jobs, die Ihnen schon fast verhasst sind! Ja klar ist es nicht so einfach einen neuen Job zu finden. Aber hey, sind wir mal ehrlich, wenn jemand seinen Job nicht mag, es gibt IMMER eine Möglichkeit, bzw. eine andere Lösung. Ja vielleicht ist das nicht der bequeme Weg und ja, wenn du alleinerziehend bist, hast du sicher weniger Möglichkeiten und auch Ängste und bist froh, dass du überhaupt einen Job hast. Aber ich sehe so viele Menschen, die unzufrieden im Job sind und nichts verändern ODER dann eben UNBEDINGT selbständig werden möchten und schlussendlich ganz viel ausprobieren (was ja auch nicht schlecht ist), es aber einfach erzwingen möchten mit dieser Selbständigkeit und es klappt nicht.

Darum, prüfe ganz ehrlich, warum du unbedingt selbständig werden möchtest! Erzwinge nichts! Wenn du aber für etwas brennst, natürlich, go for it. Probier es aus! Ich glaube du verstehst, was ich dir sagen möchte.

Meine 2 wichtigsten Erkenntnisse

Mein Leben LEBEN – JETZT ist der Zeitpunkt, unser Leben zu leben! Das Leben aufzuschieben und immer wieder zu denken „ich mache das und das dann, wenn ich das und das erreicht/erledigt habe“ ist brandgefährlich. Wir können unsere Projekte umsetzen, wir dürfen unserer Leidenschaft folgen, ABER bewusst und achtsam. Wir dürfen uns immer wieder reflektieren und uns immer wieder einmal fragen, “warum mache ich, was ich mache?”

Prüfen, ob das war wir machen uns auch gut tut oder ob wir es machen, weil es halt gut verdientes Geld ist (als Angestellte/r) oder weil wir gesehen/geschätzt werden oder einem Bild folgen möchten, das wir uns in den Kopf gesetzt haben (in der Selbständigkeit). Es lohnt sich, immer wieder ehrlich hinzuschauen und, wenn nötig, nach einer neuen Lösung zu suchen. Denn wir möchten nicht eines Tages krank und traurig in einer Klinik liegen und bedauern, dass wir unser Leben nie GELEBT haben!

Abgrenzung trotz Empathie – auch wenn wir empathisch und (hoch-)sensible sind, können wir es schaffen, diese Eigenschaften zu nutzen und gleichzeitig immer wieder bewusst loslassen. Ich hätte das NIE gedacht, dass ich das mal schaffen würde und JA, ich schaffe es nicht jeden Tag gleich gut. Es gibt auch Geschichten, die mich nicht so schnell loslassen. Aber ich komme gut damit zurecht. Wenn mal etwas richtig an mir haftet, dann mache ich ein kleines Ritual, in dem ich meine Gefühle und Gedanken aufschreibe, vielleicht auch mal eine Träne für diese Person (oder für mich selber) vergiesse, an den Rhein (einen Fluss gehe), meinen Zettel anzünde und während die Asche in den Fluss fliegt, bewusst loslasse. Das Wasser nimmt die Asche mit und alles kommt wieder in den Fluss.

Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Post etwas mitgeben konnte und dass diese Erkenntnisse auch DIR helfen, noch mehr im HIER und JETZT zu leben. Dein Leben nicht zu opfern, sondern es zu geniessen und es zu LEBEN. Denn am Ende ist es DEIN Leben!

Ich habe mir die 2 Monate Pause auf Instagram/Facebook genommen, um noch mehr bei mir selber zu sein, um mich nicht ablenken zu lassen und wirklich hin zuschauen – WIE soll/darf es mit mir weitergehen? Was möchte ich verändern? Was bleibt, was soll gehen? Wie darf meine Selbständigkeit in Zukunft aussehen. Wird es noch eine Selbständigkeit geben?

Mehr dazu nächste oder übernächste Woche (Achtung, genau mit solchen Aussagen/Versprechen mache ich mir gerne wieder Druck).

In diesem Sinne, von Herzen alles Liebe, Grüsse von der Alp und hab noch ein schönes Wochenende

BeHappyBeYou
Corina

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